Fabian

Transport ins Verderben

29. April 2025

Auschwitz und Holocaust im Unterricht

Im Rahmen des Deutschunterrichtes haben wir uns mit dem Holocaust beschäftigt. Dazu haben wir ein Buch eines Holocaust-Überlebenden gelesen. In meinem Fall war dies Primo Levi mit seinem Werk «Ist das ein Mensch?». Da wir in der Klasse drei verschiedene Bücher gelesen haben, haben wir oft in kleineren Gruppen gearbeitet mit den Personen, die dasselbe Buch gelesen haben. Dann konnten wir unsere Überlegungen zu den gestellten Fragen mit der Klasse teilen.

Wir haben uns unter anderem damit beschäftigt, wie die Personen in den verschiedenen Büchern ins Lager transportiert wurden. Da die Hauptpersonen aus allen Büchern nach Auschwitz transportiert wurden, konnten wir die Bücher gut miteinander vergleichen. In allen Büchern wurden die Häftlinge mit dem Zug nach Auschwitz transportiert. In diesem Zug war es eng, dunkel, im Winter kalt, die Häftlinge bekamen kein Essen und sie wussten nicht, was mit ihnen passieren wird.

In Auschwitz angekommen, wurden die Häftlinge in «arbeitsfähig» und «nicht arbeitsfähig» eingeteilt. Wer nicht arbeiten konnte, wurde getötet. Die restlichen Häftlinge mussten sich ausziehen, allen Besitz abgeben, wurden nummeriert, geduscht und nach sehr langen Wartezeiten mit der Lagerkleidung in der Hand in das kalte Lager geschickt.

Die Zugfahrt gemeinsam mit der Ankunft war ein zentrales Thema in den drei Büchern. Die meisten Häftlinge kamen auf diese Art und Weise im Lager an. Wir haben gemeinsam angeschaut, wie die Autoren der verschiedenen Bücher die Situation erlebt haben und welche Bedeutung sie dieser Erfahrung beimessen.

Bei Primo Levi war ein grosses Problem bei der Ankunft im Lager, dass er und seine Mithäftlinge kein Deutsch sprachen und deshalb die Anweisungen der Deutschen nicht verstanden. Einer sprach Deutsch und konnte so die Befehle der Deutschen für den Rest übersetzen. Fragen konnten die Häftlinge auch nur über ihn stellen. Der Übersetzer wollte jedoch nicht viele Fragen stellen, da er Angst vor der Reaktion der Deutschen hatte.

Da die Zugfahrt und die Ankunft im Lager so ein wichtiger Teil des Buches waren, habe ich einen kurzen fiktiven Text geschrieben. Der Text stellt die Zugfahrt dar, während die Häftlinge nicht wissen, was mit ihnen passieren wird. Ich wollte einen Fokus auf die unterschiedlichen Hoffnungen und Befürchtungen der Gefangenen legen, was die Unsicherheit über die Zukunft widerspiegelt.

Fiktive Darstellung einer Zugfahrt ins Lager

Es ist dunkel und kalt. Schon seit langer Zeit sitzen sie im Zug und warten darauf, was mit ihnen passiert. Es ist still. Man hört lediglich das Rattern des Zuges und den Wind, der durch die Ritzen pfeift.

«Wann kriegen wir endlich was zu essen?», fragt ein Mann, der wahrscheinlich etwa Mitte zwanzig ist. Niemand antwortet ihm. «Wir haben schon seit der Abfahrt nichts gegessen. Ich bin am Verhungern.»

Aus der Ecke des Waggons erhebt sich die Stimme einer älteren Frau: «Warum sollten sie uns Essen geben? Tote müssen nicht satt sein.»

«Gehen Sie doch nicht direkt vom Schlimmsten aus. Wir werden auf dem Land arbeiten. An der frischen Luft. Vielleicht bauen wir unser eigenes Essen an.»

Eine Mutter versucht, ihr Kind zu trösten, welches zu weinen begann.

«Schau doch nur die ganzen Züge an», antwortet die Frau, «so viele Personen können die doch gar nicht brauchen, geschweige denn ernähren. Nur die Stärksten werden sie nehmen oder die, die bei der Ankunft noch leben.»

Den letzten Teil sagte sie nur für sich, sie wollte das Kind, welches mittlerweile aufgehört hat zu weinen, nicht noch mehr verängstigen.

Sie schaut auf das Foto ihres Mannes. Er wurde vor zwei Wochen erschossen, weil er zwei Minuten zu spät zur Arbeit erschien.

«Ein wenig optimistischer könnten Sie schon sein. Noch sind wir alle am Leben, und so wird es auch bleiben.»

Mittlerweile hörten alle dem Mann zu.
«Ich sage euch, sobald wir diesen Wagen verlassen können, wird es uns besser gehen.»

Er versucht, sich ein Lächeln abzuringen, und auch die anderen lächeln ein wenig.

 Nur die Frau in der Ecke lächelt nicht. Sie denkt an die Worte ihres Mannes: Der Optimismus tötet dich.